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19.04.2019 (Karfreitag)

Leben oder Tod? ...bei den Bäumen eine unscharfe Grenze...

Fall 1: Belassen einer abgestorben Baumruine

Auf einem Friedhof in Lübeck galt es, die Standsicherheit eines Eichentorsos zu beurteilen. Der mächtige Stumpf der viele Jahrhunderte alten Stiel-Eiche war größtenteils abgestorben. Nur ein schmaler Streifen lebendiges Holz verband noch ein paar kleine „grüne“ Zweige mit funktionstüchtigen Wurzelbereichen. Der absterbende Baum bietet derzeit dem Heldbock ein Habitat: Diese vom Aussterben bedrohte Käferart ist genau auf solche Lebensbereiche alter, zerfallender Eichen angewiesen und steht unter strengem Naturschutz.

Die Standsicherheit konnte mit einem Zugversuch gut überprüft werden:

Dabei reichte schon der Nachweis, dass der Baum die künstlich eingebrachte „Ersatzlast“ ausgehalten hatte. Die durch einen Greifzug eingebrachte Zuglast (100%) wurde in eine modellhafte Belastung umgerechnet, die durch einen Orkan und eine theoretische Stammneigung verursacht sein könnte. Bestünde das Wurzelwerk aus gesundem Holz, so ergäbe sich bei dieser Lastannahme sogar eine 5- fache Standsicherheit. Der relativ lotrecht stehende Torso kann demzufolge noch eine Weile sicher stehen bleiben.

(Die Untersuchung haben wir in Zusammenarbeit mit dem Institut für Baumpflege durchgeführt.)

 

 

 

 

Fall 2: Fällung eines vital erscheindenden Baumes

Hinter einem historischen Gebäude in (auf) Hamburg St. Pauli stand eine prächtige Rosskastanie. Obzwar der Baum im letzten Sommer noch sehr grün und lebendig aussah, musste er gefällt werden. Die Rinde der Rosskastanie war durch die sog. Rosskastanien-Komplexkrankheit schwer geschädigt. Dabei zerstörte ein Bakterium (Gattung: Pseudomonas) die Rinde so sehr, dass sich holzzersetzende Pilze etablieren konnten (z.B. der Austernseitling). Das offen liegende Holz der Äste und des Stammes war durch die Pilze bereits stark ausgefault.

Der Baum hätte die Krankheit nicht lange überlebt und wäre demnächst auseinander gebrochen. Auch sein vitales Erscheinungsbild hätte sich in der nächsten Zeit stark geändert.

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