Baumdiagnosen im Tierpark Hagenbeck
Während des Baus der Kuppel für die Orang Utans wurden einige Bäume durch unvermeidbare Fällungen freigestellt und im Wurzelbereich verletzt.
Um diese Bäume erhalten zu können, haben wir die Stand- und Bruchsicherheit untersucht.
Wir haben Zugversuche und Schalltomographien durchgeführt. Es kam dabei heraus, dass zumindest ein Spitzahorn nicht mehr genügend standsicher ist, ein anderer Spitzahorn hat seine Bruchsicherheit durch eine Holzfäule eingebüßt. Die anderen Bäume sind allerdings als sicher zu beurteilen.
Die Frage war für die Tierparkleitung nicht unerheblich; denn was wäre, wenn während eines Sturmes die Kuppel durch einen stürzenden Baum zerstört werden würde und wir unsere nächsten tierischen Verwandten im Stadtgebiet unerwartet hätten davon überzeugen müssten, besser wieder in den Tierpark zurückzukehren?
Die Arbeiten fanden in Kooperation mit Björn Johansdotter von der Firma Baumplan statt.
Zur Methode der Zugversuche:
Der Baum wird mittels eines Greifzuges künstlich auf Biegung belastet. Simultan werden die eingeleitete Kraft, die Neigung der Wurzelplatte sowie die Verformungen an ausgesuchten Messstellen aufgezeichnet. Aus diesen Daten lässt sich der Zusammenhang von Belastung und Tragfähigkeit des Baumes ermitteln. Dabei erfolgt ein Rückgriff auf einen vorliegenden Datensatz von Grenzwerten, aus dem hervorgeht, wie stark sich die jeweilige Holzart elastisch verformen kann, bevor das Holz dauerhaft geschädigt wird, bzw. wie stark sich Bäume allgemein neigen können, bevor sie nicht mehr in ihre ursprüngliche Position zurückkehren können (vgl. Stuttgarter Festigkeitskatalog, bzw. verallgemeinerte Kippkurve). Die eingeleitete Last bleibt während des Versuches weit unterhalb der Last, die zu Zerstörungen führen würde. Aufgrund der Hochrechnung (Extrapolation) der gemessenen Zusammenhänge kann dann vorhergesagt werden, bei welcher Belastung der Baum an den Messpunkten versagen würde. Diese Werte können in der Folge mit den abgeschätzten realen Wind- oder Gewichtskräften ins Verhältnis gesetzt werden. Somit lässt sich ein Sicherheitswert errechnen, der in der Form eines Faktors angegeben werden kann, mit dem die maximale zu erwartende Belastung des Baumes multipliziert werden müsste, um die Versagenslast zu erreichen – die Versagenslast wird angegeben in der Einheit der maximal zu erwartenden Last. Ein Baum gilt dann als sicher, wenn er mindestens die 1,5-fache Orkanlast bzw. Orkan- und Gewichtskraft- ertragen könnte, ohne geschädigt zu werden. Insofern wird ein Sicherheitszuschlag der halben, maximal zu erwartenden Belastung gefordert (plus 0,5).