Es sollen im folgenden die Grundlagen der von Halle und Oldeman aufgestellten Architekurmodelle skizziert werden.
Die Autoren schufen 24 Modelle des elementaren Baumwachstums, um die Fülle der verschiedenen Bäume in den tropischen Regenwälden nicht nur taxonomisch nach ihren Verwandschaftsverhältnissen zu ordnen, sondern sie auch nach der jeweiligen Gestalt in ein Klassifikationssystem bringen zu können.
Die tropischen Bäume werden dabei nicht mehr als Sonderfall der, an der europäischen Flora erwachsenen, morphologischen Grundvorstellungen betrachtet, sondern bieten, umgekehrt, den Ausgangspunkt für ein universelles, weltweit gültiges, morphologisches System für das Baumwachstum. Der in den winterkalten Klimazonen herrschende Selektionsdruck setzt die heimische Flora als Ausgangspunkt für ein universelles morphologisches System zurück. Denn, verglichen mit der Vielfalt der Wuchsformen der Bäume im Tropenwald haben sich hier nur aus relativ wenigen Pflanzenfamilien Gehölze anpassen können.
Auch hier mußte ein Eurozentrismus in den Kategorien des Wissens überwunden werden. Nichtsdestotrotz, oder vielmehr weil sie diesen Ausgangspunkt haben:
Diese Architekturmodelle beziehen sich zu allererst auf die Gestalten und Wachstumsvorgänge von tropischen Bäumen!
Als Grundlage für eine Strukturanalyse der temperaten Bäume büßen sie deswegen an Gehalt ein. Die Arbeiten von Halle und Oldeman lenken allerdings verstärkt den Blick der Morphologen über die Einzelphänomenen der Baumkrone hinaus zu den strukturellen Gegebenheiten des ganzen Baumes
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